Quelle: stimme.de

Redakteur: Isabel Hansen

Veröffentlicht am 22.11.2010


Eppingen – Dem Motto ihres Jahreskonzerts „Helden“ sind die Musiker der Stadtkapelle gerecht geworden. Die knapp 500 Besucher feierten am Samstag in der Hardwaldhalle sowohl Jugendorchester als auch das Orchester mit viel Applaus und Ovationen für die anspruchsvollen Darbietungen.

Foto: Hansen

Filmmusik

Es gibt viele Helden, manche erkennt man erst auf den zweiten Blick. Wie beispielsweise die verrückte Familie Simpson, die in der gleichnamigen US-Fernsehserie seit über 450 Folgen trotz aller Macken wie Pech und Schwefel zusammenhält. Die Hommage des Jugendorchesters an „The Simpson“ von Danny Elfmann, arrangiert von Paul Murtha, war ein passender Einstieg in das Jahreskonzert.

Nach einem Blick zurück ins Jahr 1839 mit Nimrod von Edward Elgar, gefolgt von der unvermeidlichen, aber nichtsdestotrotz ungemein spannenden James-Bond-Selektion aus Octopussy, Dr. No und Goldfinger steuerte das Jugendorchester unter Leitung von Dirigentin Simone Volz auf den Höhepunkt zu. Bei Indian Fire trommelten die Hufe, knallte die Peitsche, strich der Wind über die Prärie und heulten die Indianer zum „Hau“ des Häuptlings. Ausgerechnet der Schlagzeuger des Jugendorchesters trat zum Solo-Auftritt an. Die Überraschung wich schnell der Begeisterung: Mit sichtbarer Spielfreude bearbeitete der Solist sein imaginäres Schlagzeug, während das Orchester die Tonkulisse bildete.

„Eine witzige Idee, alles war perfekt synchronisiert. Dafür benötigen die Musiker viel Rhythmus-Gefühl“, meinte Mirjam Auderer-Meixner, ihres Zeichens Musiklehrerin und stellvertretende Vorsitzende des Blasmusikkreisverbandes Heilbronn. „Das Blasmusik altbacken ist, ist ein Klischee. Das Spiel des Jugendorchesters heute ist der beste Gegenbeweis.“

Während das Jugendorchester mit Simone Volz an der Spitze ein eingespieltes Team ist, war es für das Orchester unter dem neuen Dirigenten Armin Fischer-Thomann eine echte Feuerprobe, die das Orchester mit Bravour bestand. Ob in Arsenal von Jan Van der Roost, in Gullivers Reisen von Bert Appermont, beim Triumphmarsch aus der Verdi-Oper Aida oder mit dem Stockholm Waterfestival von Luigi die Ghisallo: die Spielfreude war spürbar. „Sehr kompetent. Er hat die Klangbalance sehr schön herausgearbeitet“, lobte Mirjam Auderer-Meixner. „Die beiden letzten Stücke sind echte Kracher“, versprach der neue Dirigent Armin Fischer Thomann in der Pause gegenüber unserer Zeitung. Er hielt Wort: Die Filmmusik zum erfolgreichsten aller deutschen Kinofilme „Das Boot“ ließ den Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle abtauchen: Klaustrophobie und Kampf.

Pop-Anleihen

Die Krönung des Konzertes war „Bohemian Rhapsody, einer der bekanntesten Songs von Queen-Leadsänger Freddie Mercury. Ein Abschluss, der Mut erfordert und so perfekt zum Konzertmotto „Helden“ passte. Schon am Anfang verwies Meinhard Volpp, Vorsitzender der Stadtkapelle, auf das hohe Leistungsniveau, das für das diesjährige Programm erforderlich ist. „Ein Held ist auch jemand, der sich an Dingen versucht, die auf den ersten Blick unlösbar erscheinen. Bei der Notenausgabe hat manch einer gedacht: Soviel schwarze Punkte. Was sind das für Noten?“

Neuer Chef treibt zu musikalischen Höchstleistungen