Quelle: RNZ
Redakteur: Angela Portner
Veröffentlicht am 29.04.2019
Stadtkapelle zeigte bei der letzten Auflage von „Best of Musicals“ noch einmal eine beeindruckende Bandbreite
Eppingen. Wenn eine Stadtkapelle an zwei Abenden in Folge ein volles Haus verbuchen kann, muss da mehr als nur Orchestermusik sein. Bei der fünften und damit letzten Auflage „Best of Musicals“ ließen sich rund 800 Gäste in der Hardwaldhalle von Sequenzen aus „Der Glöckner von Notre-Dame“, „West Side Story“, „Tarzan“ oder „Les Misérables“ verzaubern. Bunt gekleidete Dschungelkinder wuselten dazu über die Bühne, rote und gelbe Schirme tanzten bei „Singin‘ in the Rain“ zu einer tonalen Regentropfenkomposition. Die Musiker bewiesen bei der Aufführung, dass sie nicht nur konzertant und stimmlich, sondern auch schauspielerisch den Geschmack ihrer Fans treffen. Am Ende wurden die dafür mit Beifallsbekundungen, Pfiffen und begeisterten Rufen gefeiert. Kaum einen im Publikum hielt es da noch auf den Stühlen.
Wenn Andreas Moninger und Maximilian Müller ein Lied anstimmen, dann können dem Zuhörer schon mal die kleinen Härchen auf den Unterarmen zu Berge stehen, dass es anfängt zu piken. Bei Falcos „Amadeus, Amadeus“ drehte Moninger in höchster Tonlage, beim „Kommissar“ lugte er verschwörerisch über die dunkle Brille, gestikuliert wie ein wild gewordener Dandy und zeigte, dass er die Rolle nicht nur sängerisch, sondern auch dramaturgisch voll drauf hat. Müller dagegen präsentierte sich eher als der romantische Typ. Beim Duett mit Nina Vollmer als Jane im Musical „Tarzan“ hätte man sich, beflügelt von den gegenseitig beschmachteten Liebesbekundungen, am liebsten gleich an Lianen hängen und mit sanftem Schwung durch die Lüfte gondeln können, um der schönen Unschuld nur einmal tief in die Augen schauen zu dürfen.
Mehr als ein halbes Jahr Vorlaufzeit brauchte es, um ein solches Programm auf die Beine zu stellen, war zwischen den Vorträgen von den Machern zu erfahren. Vanessa Stojanovic hatte sie im Vorfeld an den Runden Tisch gebeten. Da musste dann alles drauf, was im Hintergrund so abläuft, damit von Anfang bis Ende alles rund läuft. Wochenlang saßen Hobbyschneiderinnen an den rund 50 Kostümen, und auch fürs stimmige Bühnenbild wurde mit Leidenschaft getüftelt, gesägt und gehämmert.
Das Konzert ist ein Großprojekt, das den Mitwirkenden nicht nur eine perfekte Organisation, sondern auch viel Erfahrung und Kreativität abverlangt – angefangen von professioneller Ton-, Licht- und Videotechnik über die Bühnengestaltung bis hin zum Catering. Daneben heißt es: üben, üben und nochmals üben.
Dass sich das alles gelohnt hat, zeigte der Beifall, der immer wieder aufbrannte. Besonders viel davon bekamen die Kleinsten. Sie stolperten mutig auf die Bühne, lüfteten ihre grünen Dschungelkleider, tanzten und schwenkten fröhlich große Blumen oder Palmwedel. Berührend auch der faszinierende Soloauftritt von Nina Vollmer bei dem Lied „Gold von den Sternen“ aus dem Musical „Mozart“. Marko Vischer, Magdalena Zürner und andere Darsteller verkörperten mehrstimmig und in schnodderigen Verkleidungen die gruseligen Gestalten der exzentrischen „Addams Family“. Französischer Pathos angesichts der Brandkatastrophe vor zwei Wochen erfasste den Saal bei „Der Glöckner von Notre-Dame“.
Rockig ging es bei „Bat out of Hell“ auf der Bühne zur Sache. Die Zuschauer ließen sich gern mitreißen, trampelten, klatschten und sagen mit vollem Körpereinsatz. Nach dem Aufstand der Armen und Sündigen in „Les Misérables“ durften sich die Gäste über zwei weitere Zugaben freuen, bevor die Musiker ihre Fans zum gemeinsamen Feiern einluden.